NN September 1998:

Zeitungsbild Die Veranstaltungsreihe von „Kultur grenzenlos“ fand Freitag abend gelungenen Abschluß
Weißer Preßsack als Kulturpreis

Drei Künstler präsentierten Bilder, Mundartgedichte und Lieder und zogen das Publikum in ihren Bann
HERZOGENAURACH - Den krönenden Abschluß einer abwechslungsreichen Veranstaltungsreihe des Arbeitskreises ,,Kultur grenzenlos" boten in diesem Jahr gleich drei Künstler. Sie trafen sich am Freitag abend in der ehemaligen Blendinger-Fabrik, um ihr Publikum mit außergewöhnlichen Bildern, Mundartgedichten und Liedern in ihren Bann zu ziehen. Der Falkendorfer Georg Baier hatte extra für diese Veranstaltung ,,Gewalt" erzeugt - eine Bilderreihe, die wohl jedem Betrachter unter die Haut geht. Er hat dabei wie immer auf einfachste Ausdrucksmittel zurückgegriffen, Draht und Stacheldrahtverwendet, mit Collagen gearbeitet und Symbole sprechen lassen. Kein Platz für heile Welt.
Seine Bilder wecken auf, lassen nachdenken und stellen in Frage. Hier hat die heile Welt keinen Platz, dafür aber die knallharte Realität, aus der die Gewalt nicht wegzudenken ist. Auch diese Bilder verdienen es, in Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt zu werden wie schon viele andere vor ihnen. Robert Dennerlein griff die Stimmung, die von den Bildern ausging, auf und faßte in Worte, was die Betrachter zuvor nur empfunden hatten. Man könnte meinen, daß dieser Abend bei den Zuhörern massenhaft Depressionen auslöste, doch das Gegenteil war der Fall. Denn Dennerlein versteht es nun einmal, sich sowohl ernsthaft als auch humorvoll mit den verschiedensten Themen auseinanderzusetzen. Natürlich hat das auch seine Grenzen, zum Beispiel wenn es um Rassismus geht. Ganz anders, wie ausgewechselt, und mit einer schelmenhaften Mimik, zieht er dann aber wieder als "Clubberer" über "seine" Mannschaft und deren Trainer her. Und wie war das mit der "Wahrheit"? Wenn sie ein bißchen verdreht und verändert wird, kann man sie doch hereinlassen. Schock am Stammtisch.
Was Dennerlein ziemlich mißfällt, ist das langsame Verschwinden alter Gaststätten und Kneipen. Wie es jemandem ergehen kann, der sich an seinen alten Stammtisch setzt, nachdem die Gaststätte renoviert und von neuen Pächtern übernommen wurde, schildert der Weisendorfer sehr einfühlsam. Spätestens jetzt wußten alle, was ein "Kulturschock" sein kann. In Geographie unterrichtete Dennerlein seine Zuhörer über das Leben auf der "Weghörinsel". Die Menschen dort wissen genau, wie man teilnahmsvoll weghören kann, wenn ein anderer Probleme hat. Dennerlein versteht es, mit Witz und Charme "heiße" Themen anzusprechen - und wenn es sich um Liebe handelt. Der Titel seines Gedichtes "Leb bloß nur für dich" läßt erahnen, wie sehr es ihn "erwischt" hat. Der Zuhörer traut förmlich seinen Ohren nicht, denn diese Art des Dahinschmelzens hätte man dem Autoren gar nicht zugetraut. Aber auch hier hat Dennerlein die Lacher auf seiner Seite, ist es doch ein Handy und nicht eine Frau, um das sich plötzlich alles in seinem Leben dreht.
Zum besseren Verdauen seiner Texte machte er für die Zuhörer immer wieder kleine Pausen, in denen Hylia Kandemir ihre einfühlsame Stimme erklingen ließ. Mit eigenen und bekannten Liedern lud sie zum Träumen ein und zum Nachdenken. Ganz versunken in die Musik ihrer Gitarre und die Gefühle, die ihre Liedertexte vermitteln, schien sie in ihren Gesang einzutauchen und in ihrer eigenen Welt zu sein. Erst der Applaus holte sie wieder an den Ort des Geschehens zurück. Zum Schluß sang sie auch noch zwei türkische Lieder, die ebenfalls großen Anklang beim Publikum fanden. Mal was ganz annderschts.
Gotthard Lohmaier bedankte sich am Schluß bei den Künstlern für den gelungenen Abend und überreichte neben einem Blumenstrauß und einer Flasche Rotwein auch noch den von Dennerlein gewünschten "Kulturpreis" in Form einer Dose mit weißem Preßsack. Mal was ganz annderschts, oder? Die Ausstellung ist noch Dienstag und Mittwoch jeweils von 15 bis 18 Uhr geöffnet. Wer Dennerlein noch einmal live erleben möchte, kann dies auf der Frankfurter Buchmesse. Denn dort wird er seine beiden Bücher "Raus hodds gwolld" und "aushaldn maulhaldn durchhaldn...“ ebenfalls per Lesung vorstellen.





FLZ März 1998:

Illustration 07 von Georg Baier Volltreffer: "Und in die Gambl"

NEUSTADT - "Und in die Gambl": nicht nur mit seiner Beschreibung eines Fußballspiels hat der Weisendorfer Robert Dennerlein voll getroffen ...

... Typisch fränkisch gestalten sich seine Figuren. die er in Kneipen, im Auto oder vorm Radio antrifft. Fränkische Typen die aufbrausend und wild, aber „aa gleichgildi“ sein können. Ein derber Sprachgestus, dem es an Schimpfwörtern wie ,,Maulaff" oder ,,Bletz" nicht fehlt, charakterisiert diese Menschen. Trotzdem, und das ist das bemerkenswerte, sind sie sympathisch und liebenswürdig ...

... Hervorzuheben in dieser Hinsicht bleibt der „Blues beim Sandlerwirt“, der noch einmal viele Themen in sich vereint: Porträts gestrandeter Typen, die Alltäglichkeit der Arbeit und der Kneipe danach, und schließlich die resümierende Bestellung: „a Seidla und fänf Gspritzta“. Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.