FT Februar 2001:

Illustration 10 von Georg Baier Kunst für einen guten Zweck

Drei namhafte Künstler bei Benefizabend für "Schutzengel gesucht"
HERZOGENAURACH. Es war teilweise schon heftig, was Robert Dennerlein am Samstagabend seinem Publikum im KunstRaum der Stadt Herzogenaurach bei einer Benefiz-Veranstaltung für den Verein "Schutzengel gesucht" servierte: Der Weisendorfer Mundartautor hatte dennoch die Lacher oft auf seiner Seite. Denn Menschen, die das eigene Spiegelbild nicht sehen wollen, waren eh nicht gekommen. Der waschechte Franke stellte sich als genauer Beobachter seiner Umwelt dar. Er zeigte in seinen Texten viel Einfühlungsvermögen und hatte auch keine Angst, von sich zu erzählen, über Gefühle zu reden. Kein Wunder, dass er mittlerweile so etwas wie eine Fangemeinde hat, die auch gespannt ist auf sein drittes Buch, das im Herbst dieses Jahres erscheinen wird. Der Titel: "Solcha und solcha". Dennerleins Beiträge sind an sich Plädoyers für bewusstes Leben. Wenn der Weisendorfer das Gespräch eines Ehepaares belauscht, bei dem Sie über den Einkaufszettel und eine geplante Busreise spricht, er aber seinen Gedanken über das bevorstehende Fußballspiel nachgeht, dann ist das wohl zum Lachen. Es macht aber auch bewusst, wie oft Menschen aneinander vorbei reden. Beim Thema Club wird Dennerlein lebendig. Seine Stimme schwillt an: Leidenschaft. Dem Volk "aufs Maul gschaut" ist, wenn der Fan in der Nordkurve nach dem dritten Spieltag und sieben Punkten für den ruhmreichen 1. FC Nürnberg weiß: "I glaab, ez sämmer durch. Mir wern Masdä". Es ist so einfach im Leben, wenn man sich etwas vormacht. Wenn man Realität ignoriert und Macht demonstriert. Ist es Stärke, auf der Autobahn dem ,,Hintermann" im 38-Tonner den Stinkefinger durchs Schiebedach zu zeigen, um dann doch zu kapieren, dass der Brummi-Kapitän die besseren Karten hat? Geht es dem Menschen nicht besser, wenn er mehr seinem Gefühl lauscht, und danach handelt? Dennerlein versucht es immer wieder. Und dann spielt Hülya, die türkisch-oberpfälzische Liedermacherin, sanft auf der Gitarre, lässt (obwohl erkältet) ihre Stimme anschwellen, und zieht die gut 100 Gäste des Benefizabends in ihren Bann. Wie schafft es die 25jährige Frau, ihre Nachricht so voller Kraft zu vermitteln? Hülya Kandemir sagt selbst: "Gefühl ist meine Botschaft. Es ist das Wichtigste im Leben". lrene Zwack, die Herzogenauracher Sprecherin des Vereins ,,Schutzengel gesucht" versuchte zu erklären, warum jemand Schutzengel wird und diesen Förderverein, der sich ausschließlich ehrenamtlich um die ,,vergessenen Kinder" im Großraum Bihac kümmert, unterstützt.
Robert Dennerlein, Hülya und Georg Baier, der Falkendorfer Künstler, der einige seiner hintersinnigen Drahtbilder im KunstRaum angebracht hatte, antworteten spontan: "Weil wir wissen, dass jede Spendenmark ankommt". Der Dank von Irene Zwack galt den Künstlern, die auf jegliches Honorar verzichtet haben. Und auch der Stadt Herzogenaurach, die den KunstRaum zur Verfügung stellte: "Denn es gibt sie noch. Die Menschen, die Ehrenamtlichkeit ohne die Frage nach der Aufwandsentschädigung und ohne den Streit nach der Sozialversicherungspflicht beantworten", erklärte Zwack. "Schutzengel gesucht" sorgt derzeit dafür, dass 24 Babys und Kleinkinder in der Kinderarche "Centar Duga" eine Zukunftsperspektive erhalten, da sie von ihren Familien "vergessen" wurden. Der Benefizabend war ein Beitrag. "Schutzengel gesucht" kann unterstützt werden durch einmalige oder regelmäßige Spenden bei der Raiffeisenbank Roth-Schwabach, Konto 3064700 (BLZ 76470015). Info unter www.schutzengel-gesucht.de oder bei Irene Zwack unter Tel. 09132/6518.