Nürnberger Nachrichten vom 03. Februar 2007:

Eine Lesung mit Musik
Robert Dennerlein und Thomas Wullschläger in Neuhaus



Foto: Schäfer

NEUHAUS (ts) — "Wenn du mit mir nach Neuhaus gehst, dann erfährst du auch ein paar Interna“, so Robert Dennerlein zu Thomas "Wulli" Wullschläger. Der in Neuhaus aufgewachsene Dennerlein nutzte seinen klaren Heimvorteil im Sportheim des TSV und konnte die etwa 100 Zuhörer bei der Lesung mit Musik restlos begeistern.
Seinem kongenialen Partner an der Gitarre, "Wulli" Wullschläger, erklärte Schriftsteller Dennerlein, dass seine Geschichte von der Schwanen-Leni gleich zwei Hintergründe habe. So sei die Gaststätte der Leni in Neuhaus immer noch in Betrieb und die Schwane in Weisendorf bereits geschlossen. In der Geschichte wird aus der Dorfkneipe ein Restaurant, aus dem Seidla ein Premium und aus den Blauen Zipfel ein Paar gesottene Würst, für die drei wählbare Sorten Essig verwendet werden können — Kulturschock auf Fränkisch eben.

Neues im Herbst
Das derzeitige Programm hat sich seit der ersten Lesung vor etwa zwei Jahren permanent weiterentwickelt. Dialoge werden mittlerweile von beiden gesprochen und auch das Drumherum ist lockerer geworden. Im Herbst, so Dennerlein im Gespräch mit den NN, wird es ein neues Programm geben. Die Zeit bis dahin kann der geneigte Fan jedoch gut überbrücken: Seine Geschichten sind mittlerweile in drei Büchern veröffentlicht, "Wulli" Wullschläger hat bereits mehrere CDs veröffentlicht. Unter anderem hat er beispielsweise gemeinsam mit dem österreichischen Dichter und Schauspieler, Josef Freitag, eine CD mit Lesung und Gitarrenbegleitung aufgenommen.


Fränkischer Tag vom 24. April 2007:

Lesen und vorgelesen bekommen



Foto: Michael Busch

Dechsendorf — Es gibt Veranstaltungen, bei denen sollte das Wetter einfach nicht zu gut sein. So erging es zum Beispiel den Organisatoren der Dechsendorfer Bücherei. Seit 30 Jahren gibt es die kleine, aber feine Buchausleihe im katholischen Pfarrheim. Der Besucherandrang war über die Jahre immer sehr unterschiedlich. Es gab lesefreundliche, aber auch lesefeindliche Jahre. Doch eine Gruppe ist dem Buch immer treu geblieben: Die Kinder waren und sind Leseratten. Darum war den "Kleinen" ein eigener Jubiläumspunkt gewidmet. Beim Vorlesen für Kinder setzten sich die Erwachsenen dennoch gerne dazu, um den Vorlesern zu folgen.
Weniger für Kinder war dann der Vortrag des Weisendorfer Mundartdichters Robert Dennerlein. Unterstützt durch eine Saxofonistin brachte er Auszüge aus seinen Werken. Die Tränen standen den Zuhörern im Pfarrsaal schnell in den Augen. Meist wegen der skurrilen, der lustigen, der sehr genauen Betrachtungen über den Franken. Der Glubberer ist genauso ein Thema, wie der Fluggast, dem vom Hintermann ein Absturz gewünscht wird. Aber nicht nur Lustiges wurde präsentiert. Der "Sandler-Blues" ging ans Herz, und passte, wie Dennerlein zugab, besser zu einem nebelig­trüben Novembertag. Denn Menschenschicksale berühren den Mundartdichter. Einen Tag vor dem Welttag des Buches fand die Jubiläumsfeier statt. Auch wenn es nicht ganz so viele Gäste waren wie erwartet, die Damen und Herren der Bibliothek machen weiter. Denn sie wissen, dass Lesen wichtig ist und Spaß macht. Das beweisen die leuchtenden Kinderaugen, wenn es zum Beispiel heißt: "Es war einmal ..."


Fränkischer Tag vom 15. Mai 2007:

"Des werd a su a Gschmarri wern"



Foto: Michael mwe

KULTUR GRENZENLOS - Zwei Franken überzeugen ihr Publikum mit Beobachtungen des Alltags, vertont, gesungen und gedichtet.
Von Manfred Welker
Herzogenaurach -
Wieder einmal erwies sich die Langsche Scheune in der Hauptstraße von Herzogenaurach als passender Rahmen für eine Veranstaltung aus der Reihe "Kultur grenzenlos". Robert Dennerlein und "Wulli“ Wullschläger gaben Einblicke in die fränkische Seele.
Ermöglicht hatte diese Veranstaltung die Familie Lang, die sowohl die Lokalität zur Verfügung stellte, als auch mit Gebäck zum Wein für die passende Umrahmung sorgte. Der Erlös des Abends kommt Cajamarca In Peru zu Gute. Befürchtungen, wie sie Dennerlein als abgelauschtes Gespräch zweier seiner Gäste einer Veranstaltung - wohl aus Gerhardshofen - in einem seiner Gedichte ansprach "Du des werd fei full" waren durchaus berechtigt. "Des werd fei a su a Gschmarri wem mit deena zwaa" allerdings nicht.
Für Dennerlein, den echten Franken, kreist viel um seinen Nürnberger "Glubb". Für ihn zählen vor allem die echten Fans, die sogar mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren, damit sie sich ein Auswärtsspiel leisten können. Namen wie Eckes und Morlock fielen dabei. Dennerlein ist froh, seinen Sohn zum Glubfan erzogen zu haben, dadurch habe er die nötige "Demut" gelernt, wie er anmerkte. Hörenswert aber auch seine "Zwischentöne", in denen er zum Beispiel die Reaktion eines Bekannten auf sein Vorhaben Bücher zu schreiben zusammenfasste. "Wos schreibsdn du so - gell, du willst wohl nemmer ärbern?“ Dieser empfahl ihm, acht Seidla zu trinken, dann würde sich die Normalität schon wieder einspielen.
Ein weiterer Zwischenton ist eine Hommage für die Preußen. Der sich irgendwie schon akzeptiert glauben kann, wenn er beim Schafkopfen als "Brunskardler" mitspielen darf.
Zu seinen Gedichten zählte aber auch ein Abgesang auf die Regensburger Straße in Nürnberg anhand einer alten Tankstelle, die ihre besten Tage schon erlebt hat. Die Wirtshausgespräche fassen die Charaktere zusammen. Der "Cowboy", der nicht sein Pferd anleint, dafür aber seinen Drahtesel mit dem Fahrradschloss sichert. Oder aber der "Anwalt" oder Joe, der glaubt, Elvis wahrhaftig in Nürnberg gesehen zu haben. Einen richtigen "Kulturschock" erwarte einen Franke aber dann, wenn er nach vier Wochen Umbau wieder in sein Stammlokal kommt und feststellen muss, dass Bestellungen wie "Seidla" und "Blaue Bratwürste" dort nicht mehr verstanden werden. "Wulli" begleitet Dennerlein bei seinem Vortrag, hatte aber auch eigene Beiträge parat. So übersetzte er das Lied "House of the rising sun", das Deutsche außer acht lassend, direkt ins Fränkische und so wird New Orleans zu Gostenhof: "In dem Haus wu die Sunna aufgehd." Wulli nimmt in "Aaf Erlang nei" die Fahrradstadt auf die Schippe. Nach Erlangen kommen die Bauern über die Heuwaagstraße, die Karnickelzüchter über Möhrendorf; die Tierschützer über Igelsdorf, die Senioren über Alterlangen und die Adeligen über Herzogenaurach oder Gräfenberg. Außerst amüsiert zeigte sich das Publikum bei seinem Beitrag, wie es beim TüV zugeht, wenn ein Student mit einem alten Kadett erscheinen muss. "Kardangelenk und Auspufftopf — der Karrn frissd mir die Hoa vom Kopf", so der nachvollziehende Refrain.
Ein schöner Abschluss:
Dennerlein brachte zum Abschluss eine Liebeserklärung an seine ebenfalls anwesende Frau dar.


FT 30.06.2007

"Nu a Schäuferla und a Bier" statt Diät

LYRIK Ein Benefiz-Abend zu Gunsten der Außenstelle Herzogenaurach der Erlanger Tafel mit dem Autor und Mundartdichter Robert Dennerlein und Brigitte Meidel am Saxofon fand im Gasthaus "Roter Ochse" statt.

VON INGRID JUNGFER
Herzogenaurach - Es war ein vergnüglicher, aber auch besinnlicher Abend mit Robert Dennerlein, dem Autor fränkischer Mundarttexte aus Weisendorf. Er schaut seinen Mitmenschen so "genau aufs Maul", dass diese sich oder ihr Umfeld in seinen Geschichten und Versen wieder finden können. Erlebtes — traurig, fröhlich oder besinnlich — wird dann plötzlich lebendig, hautnah, zum Anfassen. Unterstützt wird dieses Erleben durch das einfühlsame Saxofon der Adelsdorferin Brigitte Meidel. Sie interpretiert die Texte, fängt die Stimmung musikalisch auf, mal mit einem sentimentalen Blues, mal mit leicht jazziger Improvisation.
Die beiden Künstler traten gemeinsam erst zum dritten Mal auf, zum ersten Mal im "Roten Ochsen". Organisiert und initiiert hatten die Veranstaltung Barbara Jung-Reusch und Manfred "Mäx" Weiß im Rahmen ihrer Reihe "Literatur im Wirtshaus". Das Besondere an dem Abend war, dass die Künstler auf ihre Gage verzichteten. Zu Gunsten der Herzogenauracher Außenstelle der Erlanger Tafel, die Lebensmittel an Bedürftige verteilt. So konnte sich Jörg Schultz, Leiter der Einrichtung, über 700 Euro freuen. Die Initiatoren hatten den Erlös aus den Einrittsgeldern noch etwas aufgerundet für diejenigen, denen das wahre Leben nicht so freundlich mitspielt.
"Dass wir mit einer solchen Summe haben helfen können, das ist das, was mich heute Abend am meisten berührt hat", bekannte Dennerlein. Allerdings hat er da wohl verschwiegen, dass ihn auch die überaus positive Resonanz des Publikums gefreut hat. Eine lange Zugabe hat er gegeben, das Programm im Verlauf umgestellt, weil es die Situation und lebendige Reaktion der Zuhörer auf seine Texte gefordert hatten.
Und so agierte er vor und mit den Anwesenden, band seine Partnerin nicht nur musikalisch ein, sondern ließ sie auch im Zwiegespräch in schönster fränkischer Mundart antworten. Und die Themen, die alle ansprachen? Da war der gesellschaftliche Ansatz, wenn er die Sprachlosigkeit der Jugend thematisierte. Man sitzt sich stumm im Lokal gegenüber, kommuniziert nur mit wenigen Wortfetzen.
Ein Monolog zu zweit
Ein Kontrast dagegen der Dialog eines älteren Ehepaares. Nur, er redet ausschließlich von Fußball und sie vom beabsichtigten Einkauf. Keiner achtet auf die Äßerungen des anderen. So monologisiert jeder vor sich hin und glaubt anschließend, man hätte sich unterhalten.
Zur Sparte Gesellschaftskritik gehörten wohl auch die spöttischen Bemerkungen zum Selbstfindungstrip einer Bekannten. Aquarellzeichnungen in der Toskana, Töpfern in Südtirol, gemeinsames "Gruppenschweigen" in Nepal, was tut man nicht alles, um seinen Kern zu finden! Das Auditorium amüsierte sich köstlich.
Dennerleinsche Logik
Die absurde Feststellung, natürlich im schönsten Fränkisch, dass zehn Kilo zuviel letztendlich einen zum Sozialfall werden lassen, geht nach Dennerleinscher Logik so. Man isst kalorienarme Kost, wird wieder attraktiv, findet deshalb ein Gschbusi, kann es nicht vor der Ehefrau verbergen, die lässt sich scheiden, man ist entnervt, verliert auch noch seinen Job und damit das Gschbusi, wird zum Sozialfall: Sein Fazit? "Nu a Schäuferla und a Bier" statt Diät. So setzt man die verhängnisvolle Kette gar nicht erst in Gang.
Hinterfotzigkeiten zum Nachbarschaftsverhältnis, Tiefsinniges zur "Narb'n auf der Seel" als der Freund stirbt, sehr Nachdenkliches zum Muttertag. Manche Zuhörerin wird sich gefunden haben bei dem Gedanken jener Mutter, die das Schweigen des Sohnes und seiner Familie an ihrem Ehrentag vor sich selbst entschuldigt wegen seines Stressberufs. Ihr Gespräch mit dem Hund, der ihr als einziger in ihrer Einsamkeit zur Kommunikation geblieben ist, diese melancholischen und einfühlsamen Beobachtungen der zwischenmenschlichen Beziehungen stimmten kurzfristig traurig. Bis Dennerlein dann wieder zum Glubb wechselte. Köstlich die höchst subjektiven Beobachtungen beim Pokalendspiel in Berlin. Wie der Autor überhaupt der Meinung ist, dass nichts mehr Anregungen für seine Texte gibt als ein Besuch im Stadion. "Da stellsd di einfach hie und hersd die Leud zu."
Herausgekommen ist bei diesem Zuhören ein weiteres, das dritte Buch "Solcha und Solcha". Er wird weiter die beobachten, liebe- und humorvoll, auch tiefsinnig seine Franken karikieren, spotten und lästern, aber keine Comedy aufführen. Darauf legt er Wert. Und so wird er im Oktober auf der Kleinkunstbühne in Dehnberg bei Lauf auftreten, die erwartete Krönung seiner bisherigen Karriere.
Zum Abschluss bot Brigitte Meidel nochmals einen überzeugenden Beweis ihres Könnens und nahm die Zuhörer mit bei ihrem höchst gefühlvollen SpieL "Hava Nagila", übersetzt "Lasst uns fröhlich sein", dieses alte hebräische Volkslied kennen die meisten. Die Musikerin interpretierte es passioniert.