NEUHAUS (ts) — "Wenn du mit mir nach Neuhaus gehst, dann erfährst du auch ein paar Interna“,
so Robert Dennerlein zu Thomas "Wulli" Wullschläger. Der in Neuhaus aufgewachsene Dennerlein nutzte
seinen klaren Heimvorteil im Sportheim des TSV und konnte die etwa 100 Zuhörer bei der Lesung mit
Musik restlos begeistern.
Seinem kongenialen Partner an der Gitarre, "Wulli" Wullschläger, erklärte Schriftsteller Dennerlein,
dass seine Geschichte von der Schwanen-Leni gleich zwei Hintergründe habe. So sei die Gaststätte
der Leni in Neuhaus immer noch in Betrieb und die Schwane in Weisendorf bereits geschlossen.
In der Geschichte wird aus der Dorfkneipe ein Restaurant, aus dem Seidla ein Premium und aus den
Blauen Zipfel ein Paar gesottene Würst, für die drei wählbare Sorten Essig verwendet werden können —
Kulturschock auf Fränkisch eben.
Neues im Herbst
Das derzeitige Programm hat sich seit der ersten Lesung vor etwa zwei Jahren permanent weiterentwickelt.
Dialoge werden mittlerweile von beiden gesprochen und auch das Drumherum ist lockerer geworden. Im
Herbst, so Dennerlein im Gespräch mit den NN, wird es ein neues Programm geben.
Die Zeit bis dahin kann der geneigte Fan jedoch gut überbrücken:
Seine Geschichten sind mittlerweile in drei Büchern veröffentlicht, "Wulli" Wullschläger hat bereits
mehrere CDs veröffentlicht. Unter anderem hat er beispielsweise gemeinsam mit dem
österreichischen Dichter und Schauspieler, Josef Freitag, eine CD mit Lesung und Gitarrenbegleitung aufgenommen.
Dechsendorf — Es gibt Veranstaltungen, bei denen sollte das Wetter einfach nicht zu gut sein.
So erging es zum Beispiel den Organisatoren der Dechsendorfer Bücherei. Seit 30 Jahren gibt es die
kleine, aber feine Buchausleihe im katholischen Pfarrheim. Der Besucherandrang war über die Jahre
immer sehr unterschiedlich. Es gab lesefreundliche, aber auch lesefeindliche Jahre. Doch eine Gruppe
ist dem Buch immer treu geblieben: Die Kinder waren und sind Leseratten. Darum war den "Kleinen"
ein eigener Jubiläumspunkt gewidmet. Beim Vorlesen für Kinder setzten sich die Erwachsenen dennoch gerne
dazu, um den Vorlesern zu folgen.
Weniger für Kinder war dann der Vortrag des Weisendorfer Mundartdichters Robert Dennerlein.
Unterstützt durch eine Saxofonistin brachte er Auszüge aus seinen Werken. Die Tränen standen den Zuhörern
im Pfarrsaal schnell in den Augen. Meist wegen der skurrilen, der lustigen, der sehr genauen Betrachtungen
über den Franken. Der Glubberer ist genauso ein Thema, wie der Fluggast, dem vom Hintermann ein Absturz gewünscht
wird. Aber nicht nur Lustiges wurde präsentiert. Der "Sandler-Blues" ging ans Herz, und passte, wie Dennerlein
zugab, besser zu einem nebeligtrüben Novembertag. Denn Menschenschicksale berühren den Mundartdichter.
Einen Tag vor dem Welttag des Buches fand die Jubiläumsfeier statt. Auch wenn es nicht ganz so viele Gäste
waren wie erwartet, die Damen und Herren der Bibliothek machen weiter. Denn sie wissen, dass Lesen wichtig ist
und Spaß macht. Das beweisen die leuchtenden Kinderaugen, wenn es zum Beispiel heißt: "Es war einmal ..."
KULTUR GRENZENLOS - Zwei Franken überzeugen ihr Publikum mit Beobachtungen des Alltags,
vertont, gesungen und gedichtet.
Von Manfred Welker
Herzogenaurach - Wieder einmal erwies sich die Langsche Scheune in der Hauptstraße von Herzogenaurach als
passender Rahmen für eine Veranstaltung aus der Reihe "Kultur grenzenlos". Robert Dennerlein und "Wulli“
Wullschläger gaben Einblicke in die fränkische Seele.
Ermöglicht hatte diese Veranstaltung die Familie Lang, die sowohl die Lokalität zur Verfügung stellte,
als auch mit Gebäck zum Wein für die passende Umrahmung sorgte. Der Erlös des Abends kommt Cajamarca In Peru zu Gute.
Befürchtungen, wie sie Dennerlein als abgelauschtes Gespräch zweier seiner Gäste einer Veranstaltung - wohl aus
Gerhardshofen - in einem seiner Gedichte ansprach "Du des werd fei full" waren durchaus berechtigt. "Des werd
fei a su a Gschmarri wem mit deena zwaa" allerdings nicht.
Für Dennerlein, den echten Franken, kreist viel um seinen Nürnberger "Glubb". Für ihn zählen vor allem die
echten Fans, die sogar mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren, damit sie sich ein Auswärtsspiel leisten können.
Namen wie Eckes und Morlock fielen dabei. Dennerlein ist froh, seinen Sohn zum Glubfan erzogen zu haben,
dadurch habe er die nötige "Demut" gelernt, wie er anmerkte. Hörenswert aber auch seine "Zwischentöne", in denen
er zum Beispiel die Reaktion eines Bekannten auf sein Vorhaben Bücher zu schreiben zusammenfasste. "Wos schreibsdn
du so - gell, du willst wohl nemmer ärbern?“ Dieser empfahl ihm, acht Seidla zu trinken, dann würde sich die
Normalität schon wieder einspielen.
Ein weiterer Zwischenton ist eine Hommage für die Preußen. Der sich irgendwie schon akzeptiert glauben kann,
wenn er beim Schafkopfen als "Brunskardler" mitspielen darf.
Zu seinen Gedichten zählte aber auch ein Abgesang auf die Regensburger Straße in Nürnberg anhand einer alten
Tankstelle, die ihre besten Tage schon erlebt hat. Die Wirtshausgespräche fassen die Charaktere zusammen.
Der "Cowboy", der nicht sein Pferd anleint, dafür aber seinen Drahtesel mit dem Fahrradschloss sichert.
Oder aber der "Anwalt" oder Joe, der glaubt, Elvis wahrhaftig in Nürnberg gesehen zu haben. Einen richtigen
"Kulturschock" erwarte einen Franke aber dann, wenn er nach vier Wochen Umbau wieder in sein Stammlokal kommt
und feststellen muss, dass Bestellungen wie "Seidla" und "Blaue Bratwürste" dort nicht mehr verstanden werden.
"Wulli" begleitet Dennerlein bei seinem Vortrag, hatte aber auch eigene Beiträge parat. So übersetzte er das
Lied "House of the rising sun", das Deutsche außer acht lassend, direkt ins Fränkische und so wird New Orleans
zu Gostenhof: "In dem Haus wu die Sunna aufgehd."
Wulli nimmt in "Aaf Erlang nei" die Fahrradstadt auf die Schippe. Nach Erlangen kommen die Bauern über die
Heuwaagstraße, die Karnickelzüchter über Möhrendorf; die Tierschützer über Igelsdorf, die Senioren über Alterlangen
und die Adeligen über Herzogenaurach oder Gräfenberg.
Außerst amüsiert zeigte sich das Publikum bei seinem Beitrag, wie es beim TüV zugeht, wenn ein Student mit
einem alten Kadett erscheinen muss. "Kardangelenk und Auspufftopf — der Karrn frissd mir die Hoa vom Kopf",
so der nachvollziehende Refrain.
Ein schöner Abschluss:
Dennerlein brachte zum Abschluss eine Liebeserklärung an seine ebenfalls anwesende Frau dar.
LYRIK Ein Benefiz-Abend zu Gunsten der Außenstelle Herzogenaurach der Erlanger Tafel mit dem Autor und
Mundartdichter Robert Dennerlein und Brigitte Meidel am Saxofon fand im Gasthaus "Roter Ochse" statt.