Fränkischer Tag vom 25. Juni 2008:

Kunstgenuss zum 1000. Geburtstag


Mundart Robert Dennerlein liest in Mühlhausen

Mülhausen — Eine Lesung von Robert Dennerlein (Nürnberg) aus seinen tiefsinnigen,
hintergründigen, fränkischen Mundart-Büchern (solcha und SOLCHA, Raus hodds gwolld,
Aushaldn, maulhaldn, durchhaldn, Etz do de hald ned o!), begleitet von der Saxephonistin Brigitte Meidel
aus Falkendorf, erwartet die Besucher in Mülhausen. Garantiert wird ein vergnüglicher, aber
auch besinnlicher Abend.
Robert Dennerlein schaut den Leuten "aufs Maul", vielen von uns werden sich wieder erkennen, ob man
will oder nicht. Er nimmt sich der Oberen und der Verlierer in unserer Gesellschaft an, er tröstet
auch, die Leid geplagten Clubfans sollten diesen Termin auf keinen Fall verpassen.


Aber auch jeder, der einfach nur den wunderschönen Dialekt beim Vortragen von tiefsinnien,
manchmal auch lieben Zeilen hören möchte, darf den Termin nicht versämen.
Unterstützt und ergänzt wird das Hörerlebnis durch die einfühlsame Saxofonspielerin
Brigitte Meidel. Sie interpretiert die gelesenen Texte, fängt die Stimmung musikalisch auf
mal mit einem sentimentalen Blues, mal mit leicht jazziger Improvisation, hoffentlich auch mit
gefühlvollen hebräischem Volkslied. Wann? Am Freitag, 27. Juni, 19 Uhr, im Archiv des
Heimatvereins, Bamberger Strasse 10.


Nürnberger Nachrichten vom 26. April 2008:

Dennerlein, Wulli und 30er-Jahre-Lieder


Der Autor Robert Dennerlein und Thomas "Wulli" Wullschläger präsentierten zum Thema des
Buches in der Aula des Herzogenauracher Gymnasiums noch einmal ihr altes Programm, bevor nächstens
ein neues kommt. "Der Club" als Symbol für die Niederungen des Lebens, Beobachtungen über
Jahre dauernde Veränderungen in der Gesellschaft sind Themen, die Dennerlein in seinen Texten
unter die Lupe nimmt, kongenial von Wulli auf der Gitarre begleitet. Nachdenkliches, wie es wohl
nur das Leben produzieren kann, wurde offenbar, aber auch zum Schmunzeln, Anregendes.
Zu Beginn der Lesung und nach der Pause sang Sonja Tonn mit Wulli zwei Klassiker aus den 30er Jahren.
Text:ts
Zu dieser Veranstaltung lud der Landrad ein. Grund: "Tag des Buches 2008"


Fränkischer Tag vom 22. Oktober 2008:

Er liebt die Zwischentöne


SATIRE Der Schriftsteller Robert Dennerlein aus Weisendorf war Gast bei den
Kirchehrenbacher Kulturwochen. Mit dabei waren der Gitarrist Thomas Wullschlager
und die Sängerin Sonja Tonn.


VON UNSEREM MITARBEITER HERBERT GEBERT

Kirchehrenbach - "Zwischentöne sind nur Krampf - im Klassenkampf verkündete der
Polit-Barde Franz Josef Degenhardt vor vier Jahrzehnten. Gerade auf
"fränkische Zwischentöne" hat es aber der Volksschriftsteller Robert Dennerlein abgesehen.

Er schaut den Menschen in seinem Heimatdorf Weisendolf, in Erlangen und im Nürnberger
Stadion genau aufs Maul und schreibt die Fitzgerald Kusz-Tradition der (halb)dokumentarischen
Alltagsliteratur kreativ fort.

Bei seinem Auftritt im Kirchehrenbacher Gasthaus Sponsel erzählte er, wie die aItfränkische
Wirtshauskultur westlich des RMD-Kanals langsam abstirbt und von den gastronomischen und
sprachlichen Standards der Siemens-Welt verdrängt wird. Mit stacheliger Gemütlichkeit
zeichnet er das Bild einer alten Bäuerin, die ihre Hühner mit "Put, put, put" beruhigt,
bevor sie ihnen die Krägen umdreht. In Weisendorf wohnen inzwischen 56 bis 60 Prozent
Nichteinheimische, darunter auch -siemenebedingt- farbige Familien. Die Frage stellt sich,
wie man die Zugereisten in die Dorfgemeinschaft integrieren kann.
Dennerlein schlägt Ordensverleihungen vor: zuerst den "Frecker" und dann den "Brunzkardler".
"Wenn aaner den Brunzkardler spiel'n dörf, g'hört er zum Dorf."

Dennerlein zeichnet mit der gleichen sprachlichen Treffsicherheit auch Trauer, Einsamkeit
und Melancholie alter Frauen nach - bevor er sich dem Mythos Frankens, dem "Glubb"zuwendet.
Seit 52 Jahren sei er Fan des 1. FCN. Seine Lebensdevise heiße daher: Vom Club lernen,
heißt leiden lernen. Meisterschaft und kurz darauf Abstieg - das Schicksal des Vereins
erinnere an die griechische Tragödie, in der der Mensch zunächst erhoben und dann zermalmt
wird. Mit Witz wehren sich die Gläubigen gegen solche Zumutungen. So sei die Niederlage
gegen die bösen Bayern nur taktischer Natur gewesen. Man wollte den Bayern - Guru Höneß
über die wahre Qualität der Franken täuschen und ihn von Spielerkäufen ablenken.


"Wenn aaner den Brunzkardler spiel'n dört, g'hört er zum Dorf."
ROBERT DENNERLEIN


Zur Seite stand Dennerlein an diesem Abend sein Freund aus Erlangen, der Gitarren-Artist
Thomas Wullschläger, dessen Stimme an Frank Sinatra heranreicht. Allein dieses Revival
bewies, dass der von den beiden Show-Männern gegründete VZVAL (Verein zur Vernichtung
amerikanischen Liedgutes) ein Phantom bleibt. Mit seiner Gitarre kämpft "Wulli" gegen
die Entrechtung der Autofahrer in seiner Stadt Erlangen und qegen deren einstigen
Oberbürgermeister, den Fahrrad-Ideologen Hahlweg. Nach dem musikalischen und literarischen
Muster eines klassischen Textes von Günter Stössel schickt er dabei die Radfahrer, von
Blues-Klängen begleitet "aff Erlangen nei". Alles strampelt - die Häuslerbauer über
Hüttendorf, die Rentner über Alt-Erlangen. Die Freudendamen bevorzugen für ihre
Fahrübungen den "HogeNuttenplatz", die Reptilienzüchter weichen nach Dechsendorf aus,
die Kaninchenzüchter nach Möhrendorf.

Der inzwischen pensionierte Schlagerstar Drafi Deutscher kommt über "Marloffstein- und
Eisen bricht" gefahren. Die Preußen werden auf den "Franken-schnell-weg" dirigiert. Die
Adeligen reiten auf ihren Drahteseln über Herzogenaurach und Gräfenberg. Die Schweinehirten
müssen den Umweg über Ebermannstadt nehmen; die Bettnässer dürfen in Großenseebach bleiben.
Das Erlanger Amt für Verkehrsplanung aber schickt Wullschläger per Rad ins Bezirkskrankenhaus.


Den Rahmen kabarettistischer Kleinkunst durchbrachen die Auftritte Sonja Tonns,
einer Sängerin aus der Erlanger Kulurkeller-Szene. Ihre Stimme voll Kraft und Farbe
erinnerte an die Protest-Ikone Joan Gaez und gab dem Abend einige Minuten lang eine
einmalige Dimension.